Ein Antikörpermangel ist immer Ausdruck von Reifungs- oder Funktionsstörungen von Blutlymphozyten. Die Zellen reagieren nur unzureichend oder gar nicht auf eindringende Erreger, und das Immunsystem ist nicht in der Lage, einen normalen Antikörperspiegel im Blut aufrecht zu erhalten.
Die Folge sind häufig wiederkehrende und teilweise lebensbedrohliche Infektionen, aber auch Organfunktionsstörungen. Typisch ist vor allem die erhöhte Anfälligkeit für bakterielle Infektionen. Auch die Wundheilung und die Geweberegenerierung können beeinträchtigt sein, da Entzündungsreaktionen nicht ausreichend schnell abklingen.
Man unterscheidet zwischen primären (angeborenen) und sekundären (erworbenen) Antikörpermangelerkrankungen.
Der primäre Antikörpermangel
Zu den Ursachen für primäre Antikörpermangelerkrankungen gehören neben angeborenen Funktionsstörungen der antikörperproduzierenden B-Zellen auch Störungen in der Wechselwirkung der verschiedenen Blutzellen miteinander, Stoffwechselstörungen und auch genetische Defekte.
Bis heute sind rund 100 verschiedene angeborene Immundefekte bekannt. Die Häufigkeit wird auf 1 pro 10.000 Einwohner geschätzt.
Da die betroffenen Patienten entweder zu wenig Antikörper (Hypogammaglobulinämie) oder gar keine eigenen Antikörper (Agammaglobulinämie) produzieren können, müssen sie lebenslang mit Immunglobulinpräparaten behandelt werden.
In vielen Fällen wird der primäre Antikörpermangel bereits im Kindesalter entdeckt. Die Kinder zeigen eine erhöhte Infektanfälligkeit gegenüber Viren und Bakterien. Spezielle Warnhinweise sollen helfen, die Wahrnehmung dieser Immunstörungen bei Eltern und Ärzten zu erhöhen.